Vor der Ausstellung erschien ein Text in der Science Week Beilage des Tagesspiegel, zur Eröffnung sprach Pegah Byroum-Wand auf einem Panel und am 5.12. fanden Workshops statt, mit Beiträgen von Sol Izquierdo de la Viña, Ranjamrittika Bhowmik und Matilde Cartolari. Die Besucher*innenführung mit Postern und Schildern realisierten unsere studentischen Mitarbeiterinnen Meryem Coskun und Julia Reidy.
Power in/of Collections:
Sammlungen und Archive sind Orte, die Weltanschauungen (re)produzieren und die Gesellschaft beeinflussen. Sie können von hegemonialen Sichtweisen und Perspektiven ausgehen oder sich umgekehrt auf marginalisierte künstlerische Ausdrucksformen oder Geschichten des Widerstands konzentrieren. Aufbauend auf der langen Geschichte von Konflikten um die Politik des Sammelns, untersuchte die Ausstellung in den kleinen Galerien des Art & Science Forums am Holzmarkt in Berlin die Dynamik zwischen Museen, akademischer Wissenschaft und weiteren Formen der Wissensproduktion wie künstlerischen oder aktivistischen Bestrebungen. In drei Kapiteln ging sie der Thematik auf den Grund.
Power of Archives:
Im Abschnitt "Power of Archives" lag der Fokus auf Materialsammlungen, die von sozialen Bewegungen und marginalisierten Gruppen angelegt wurden. Hier lag der Schwerpunkt auf dem Archiv als einem Raum des Widerstands, in dem Geschichten gepflegt, dokumentiert und erinnert werden und alternative Erzählungen entstehen, die sich von denen in größeren Museen unterscheiden.
Das Gästebuch des Hotels "Ca-Vostra", das 1933 von der österreichisch-jüdischen Künstlerin Lene Schneider-Kainer (1885-1971) auf Ibiza eröffnet wurde, dokumentiert eine bestimmte Erfahrung von Kulturproduktion und Gastfreundschaft. Dieses Archiv zeigt, wie das "Ca-Vostra" ein Zufluchtsort für Exilant*innen aus Nazi-Deutschland war, die gleichzeitig ein hedonistisches Leben auf der Mittelmeerinsel genossen. Darüber hinaus dient dieses Dokument der Aufarbeitung des Werdegangs einer Künstlerin, die von der offiziellen Kunstgeschichte weitgehend ausgeschlossen wurde.
Es gibt Archive, deren dokumentiertes Wissen aus dem kollektiven Gedächtnis eines Landes gelöscht werden soll und deren Existenz ein Akt des Widerstands ist. Das Berliner Archiv für Forschung und Dokumentation Iran (AFDI) ist eines dieser Archive. Es hat unter prekären Bedingungen in Exil und Diaspora u.a. Material verschiedener Oppositioneller gesammelt, die im Iran in den letzten Jahrzehnten staatlichen Repressionen und Verfolgung ausgesetzt waren - und noch immer sind. Anhand von Dokumenten aus der AFDI-Sektion zu feministischem Aktivismus soll am Beispiel des West-Berliner „Provisorischen Frauenkomitees gegen die Hinrichtungen im Iran“ (1989) die Kontinuität aktivistischer Selbstorganisierung und Solidarität von Iraner*innen im Exil beleuchtet werden. Außerdem wird es ein Audio-Interview mit einer Aktivistin aus dem Frauenkomitee und Mitgründerin des Archivs geben.
Wo organisierten sich oppositionelle Frauengruppen in Ostberlin? Welche Spuren hat das queerfeministische Hausprojekt Liebig34 in Friedrichshain hinterlassen? Wie stehen Berliner Künstlerinnen zu feministischem Aktivismus?In Reaktion auf ein Seminar zu Kunst und Aktivismus, suchten drei studentische Rechercheprojekte nach Momenten von FLINTA*-Selbstermächtigung in Berlin. Fündig wurden sie im Stadtraum, in Graswurzel-Archiven und auf Social Media.
Power of Collections:
Die Sammlungen großer Museen wurden im zweiten Abschnitt unter dem Titel "Power of Collections" behandelt. Wie geht man mit Kunstsammlungen um, die auf sozialen Ungleichheiten aufbauen und diese reproduzieren? Welche Machtstrukturen lassen sich in den Kunstwerken, Katalogen und Museumsdatenbanken erkennen? Können sie als Archive der Ungerechtigkeit interpretiert werden?
Wie können wir soziale Fragen im Zusammenhang mit Kunstwerken in öffentlichen Museen beleuchten und aufzeigen, welche Rolle diese Werke in Machtsystemen gespielt haben? Am Beispiel der Alten Nationalgalerie in Berlin dokumentieren wir Versuche, die Macht in Sammlungen kollektiv zu erfassen. Die Beispiele stammen aus Seminaren und Workshops mit Studierenden.
Emotionen sind in Objekten verortet, und die Körperlichkeit des Objekts wird in eine Erfahrung umgewandelt. Wie können wir unsere Emotionen zuordnen? Objekte sind polysemisch: Sie haben mehrere Bedeutungen; wie verbinden wir unsere emotionale Erfahrung mit Kunstobjekten?
Institutionelle Sammlungen mit ihrer eigenen Geschichte problematischer Ankäufe und Provenienzen sind nicht länger ein Endpunkt für Objekte. Die Nutzung emotionaler Verbindungen mit Objekten/Räumen durch machtkritische Positionen und Fragen zu fehlenden Objektgeschichten oder falscher Repräsentation eröffnet eine neue Dimension in der Forschung zur Bedeutung der Untersuchung von Emotionen in Museen.
Wenn Kunstwerke um die Welt reisen, bringen sie neue Diskurse, Praktiken und Bilder hervor.
Diese kleine Ausstellung befasst sich mit einem spezifischen Beispiel für diese Reisen, nämlich den Ausstellungen italienischer Kunst, die das faschistische Regime Italiens in den 1930er Jahren im Ausland organisierte.
Indem es sich die Schönheit und den Ruf italienischer Meisterwerke zunutze machte, nutzte das Mussolini-Regime die Kunst der Vergangenheit im Dienste der politischen und diplomatischen Interessen der Gegenwart.
Critical Art Practice
Im Mittelpunkt des dritten Abschnitts mit dem Titel "Critical Art Practice" standen die machtkritischen Perspektiven von Künstler*innen auf Institutionen. Dabei geht es um das Potenzial künstlerischer Arbeiten, Gegennarrative zu schaffen und Perspektivwechsel zu bewirken.
Oxford-Berlin Initiative on Museums as Spaces of Social Cohesion and Conflict & KUK:
Kuratiert von Malina Lauterbach
This gourd, mukombe, carries and quenches. It is plant, of the earth, use, reuse, to come with the hands, the lips, the being-body into contact with the sorghum, and the millet, and the maize, and the keys of the mbira, and the thump thump thump of the drum in our hearts. Even within computation, other Shebeens are possible.
The work is part of the exhibition "OST", developed by participants in the project "Prisoners of Love: Affect, containment and alternative futures"
Niamh Schmidtke erkundet die politischen Komplikationen von "grün", indem they Gespräche mit der Umwelt durch Spekulation, Audio, Keramik und Installationen pflegt. Niamh untersucht die Beziehung zwischen Zuhören und Sprechen, um die Arten von Stimmen zu betrachten, die deep time, Mineralien oder Menschen miteinander haben könnten.