The Activist Exhibition: Museen zwischen Widerstand und Vereinnahmung

Eine Podiumsdiskussion mit Newroz Duman (Initiative 19. Februar Hanau), Mouctar Bah (Initiative in Gedenken an Oury Jalloh), Natalie Bayer (Leitung FHXB Museum) und Tahir Della (ISD), moderiert von Pegah Byroum-Wand (Museums and Society – Mapping the Social), am 19. April von 18:00 bis 20:00 Uhr, FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Berlin

Wie alle Institutionen ist auch das Museum in die ungleichen Machtverhältnisse der Gesellschaft eingebettet. Zum einen sind viele Museen hierarchische Orte, an denen marginalisierte Perspektiven unterrepräsentiert sind oder ausgeschlossen werden. Zum anderen ist eine hochaktuelle Debatte darüber zu beobachten, wie Museen gesellschaftlich relevanter sein, Netzwerke mit zivilgesellschaftlichen Initiativen aufbauen und deren kritische Positionen in den Mittelpunkt rücken können.

Das Podiumsgespräch wird dieses Spannungsverhältnis in den Blick nehmen. Ausgangspunkt ist die Ausstellung “Three Doors – Forensic Architecture/Forensis, Initiative 19. Februar Hanau, Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ (2022), die gemeinsam entwickelt und bereits in Frankfurt, Berlin und Hanau gezeigt wurde. Am Beispiel des rassistischen Anschlags am 19. Februar 2020 in Hanau und Oury Jalloh, der am 7. Januar 2005 in Dessauer Polizeigewahrsam verbrannte, werden in der Ausstellung rassistische Gewalt und Strukturen in Deutschland beleuchtet, Versäumnisse des Staates aufgedeckt und Konsequenzen gefordert. Die Ausstellung stellt die Erfahrungen und den Kampf um Aufklärung von Angehörigen, Überlebenden und Unterstützer:innen ins Zentrum. Neun Menschen wurden durch den Anschlag in Hanau getötet: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Oury Jalloh hingegen verbrannte in einer Polizeizelle, an Händen und Füßen gefesselt. Während Polizei und Behörden am Narrativ der Selbstverbrennung Oury Jallohs festhalten, widerlegen privat beauftragte, unabhängige Brandgutachten diese Version und gehen von einer Fremdeinwirkung aus.

Die Gesprächsteilnehmer:innen verfügen über fundiertes Wissen und langjährige Erfahrungen in antirassistischem Engagement und/oder der Museumsarbeit. Einige haben Angehörige durch rassistische Gewalt verloren. Gemeinsam diskutieren wir u.a. folgende Fragen:

Was können aktivistische Ausstellungen bewirken? Können Museen die Kritik an staatlichen Strukturen und politische Forderungen von Marginalisierten ausstellen, ohne diese zu vereinnahmen? Welche Herausforderungen entstehen in der Zusammenarbeit zwischen Museen und (antirassistischen) Aktivist:innen? Bestehen Unterschiede zwischen aktivistischen und musealen Erinnerungs-, Archiv- oder Ausstellungspraxen?

Die Podiumsdiskussion ist eine Kooperation zwischen dem FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum und dem Projekt "Museums and Society - Mapping the Social".

Sie findet im FHXB Museum im Ausstellungsraum "Offenes Archiv: Ver / sammeln antirassistischer Kämpfe" statt. Das FHXBMuseum legt den Schwerpunkt auf soziale Bewegungen und die Erinnerungsarbeit im vielfältig geprägten Berlin. Wir freuen uns auf die Diskussion mit Ihnen!

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Es passen ca. 50 Personen in den Raum. Bitte kommt rechtzeitig. Die Veranstaltungssprache ist deutsche Lautsprache, bei Anmerkungen aus dem Publikum in weiteren Sprachen werden wir so gut es geht gemeinsam übersetzen.

***Barrieresituation:***
Rollstuhlgerechter Zugang zu allen Ausstellungen der drei Etagen, zum Archiv und der Veranstaltungsetage. Weitere Details gibt es auf der Website des FHXB Museums.

Anmerkungen:

Aktueller Stand im Untersuchungsausschuss Hanau

Aktueller Stand im Fall Oury Jalloh/Europäischer Gerichtshof


Foto: privat