Befall und Bewahrung - Umweltgeschichten von "Schädlingen" in naturkundlichen Sammlungen
Während Ausstellungen in Naturkundemuseen spätestens Ende des 19. Jahrhunderts begannen, in Dioramen und biologischen Gruppen Lebensräume darzustellen und ökologische Zusammenhänge aufzuzeigen, blieben sie hinter den Kulissen oft in systematischer Ordnung. Sie bildeten jedoch selbst komplexe Umgebungen, sowohl technische Umgebungen, die von städtischer Infrastruktur und menschlicher Pflege abhingen, als auch lebendige Lebensräume, die von vielen anderen Lebensformen bewohnt und befallen wurden. Diese wiederum wurden zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, die die Sammlungen zum Gegenstand spezifischer Formen der Erhaltung und Vorbeugung, nämlich der Schädlingsbekämpfung, machten.
Anhand von historischen Beispielen aus dem Museum für Naturkunde Berlin werden die Praktiken und die Politik dieser Sammlungsumgebungen untersucht. Zunächst werden Beispiele dafür untersucht, wie naturkundliche Sammlungen zu Orten der Schädlingsbekämpfung wurden. Zweitens werden einige der Maßnahmen nachgezeichnet, die ergriffen wurden, um "wertvolle" Exemplare zu erhalten, und es wird gezeigt, wie als "Schädlinge" bezeichnete Tiere zu Objekten der angewandten Wissenschaft wurden. Drittens wird die Frage gestellt, wie sich diese historischen Praktiken der Konservierung und Schädlingsbekämpfung noch heute auf uns auswirken und historische Sammlungen zu kontaminierten Orten mit eigenen Praktiken und einer eigenen Politik der Pflege machen. Der Beitrag möchte die Aufmerksamkeit auf die epistemischen, sozialen und ökologischen Dimensionen dieses Erbes lenken und fragt: Wie wirkt sich kontaminiertes Material auf die praktische Arbeit in und mit historischen Sammlungen aus, wie prägt es die Produktion von Wissen und auf welche Weise verändert es die sozialen Beziehungen?
Hier finden Sie das komplette Programm der Konferenz.