Kollaboration mit einem kritischen Beirat

Wir arbeiten in Universitäten und Museen – an Orten der Wissensproduktion also, die historisch auf Machtausübung und Machterhalt ausgerichtet sind und strukturelle Ungleichheit verfestigen können. Da unsere Kolleg*innen zur gesellschaftlichen Rolle von Museen forschen, sind Fragen nach kolonialen und rassistischen Kontinuitäten, sozio-ökonomischen und (digital)politischen Ausschlüssen zentral.

Deshalb haben wir Anfang 2022 die Zusammenarbeit mit einem kritischen Beirat begonnen, der aus Aktivist*innen und zivilgesellschaftlichen Initiativen besteht. Im Beirat versammeln sich Expert*innen zu kritischer Digitalisierung, Intersektionalität, Menschen mit Behinderungen, Klassismus, Dekolonisierung und Institutionskritik. Ziel der Zusammenarbeit mit dem Beirat ist es, die soziale Relevanz unserer Forschungsthemen und Fallstudien kritisch zu diskutieren und die problematischen Bedeutungsdimensionen von „sozialem Zusammenhalt” zu reflektieren.

Neben einer Auseinandersetzung mit den Themen unseres Projekts, die von Diskussionen über gemeinsame Ausstellungsbesuchen bis zu kritischem Feedback reichen kann, sollen die Herausforderungen unserer Zusammenarbeit hinterfragt werden, die von struktureller Ungleichheit und asymmetrischen Privilegien zwischen öffentlichen Institutionen und kleineren Initiativen geprägt sind: Wer verfügt über Ressourcen und Macht? Wie können wir Tokenism und Diskriminierung vermeiden? Wer spricht und wer wird gehört ? Wie können wir gemeinsam Raum und Rahmenbedingung für Beziehungsaufbau und Gespräche gestalten?

Die Kollaboration mit dem Beirat wird von unserer Kollegin Dr. Pegah Byroum-Wand machtkritisch konzipiert, durchgeführt und dokumentiert. Die Sitzungen werden von einer externen Moderation, Nastaran Tajeri-Foumani, begleitet.

Die Zusammenarbeit mit dem Beirat wird in der Publikation "MachtKritikKollaboration - Praxisreflexionen zwischen Aktivismus, Museum und Universiät" festgehalten, die im Herbst 2024 im Verlag Yılmaz-Günay.

Ziel der machtkritischen Zusammenarbeit im Beirat war es, die soziale Relevanz unserer Forschung und Fallstudien kritisch zu diskutieren und zu reflektieren, dass wir in Universitäten und Museen arbeiten - hierarchischen Orten der Wissensproduktion, die historisch auf Machtausübung und Machterhalt ausgerichtet sind und strukturelle Ungleichheit verfestigen können.

In der Publikation werden deshalb am Beispiel der Beiratszusammenarbeit Beziehungsaufbau, Hierarchien und Machtdynamiken reflektiert. Das Buch versammelt Interviews, Grafiken, Mappings und analytische Texte aller Teilnehmenden und bietet machtkritische Praxisreflexionen für Menschen an der Schnittstelle von Aktivismus, Museum, Universität und politischer und kultureller Bildung.

Mit der Publikation bieten wir bewusst keine “Best Practice” und damit schnelle Lösungen für das komplexe Thema machtkritischer Kollaborationen. Vielmehr werden die Prozesse und Bedingungen transdisziplinärer Zusammenarbeit in Interviews, Analysen und Mappings befragt. Dabei wird die Wechselbeziehung zwischen dem oftmals individualistischen, statischen Verständnis von Wissensproduktion in Universitäten oder Museen und der dynamischen Wissensproduktion in aktivistischen Kreisen deutlich.
Die prozessorientierte Publikation soll zeigen, dass es keine machtkritische Zusammenarbeit geben kann, wenn “professionelle Expertisen” innerhalb und “aktivistisches Erfahrungswissen” außerhalb von Institutionen verortet und dadurch auf- bzw. abgewertet werden.

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